DER MÖBELDESIGNER UND ARCHITEKT PIERO LISSONI –
Eine Begegnung mit einem Zeitgeist
Bekannte Designer reisen heutzutage mehr als dass sie in ihrem Atelier sind. Lissoni, wohl ein Mann im besten Alter, arbeitet für Firmen wie Boffi, Living Divani, Fritz Hansen, Kartell und Porro und beschäftigt sich zusätzlich mit Booten, Ausstellungen, Veranstaltungen, Hotelanlagen, Firmen- und Privatgebäuden, Industrieprodukten und Grafik-Design. Ein vielbeschäftigter Mann fürwahr, in Mailand hat er allerdings 70 Leute „unter“ sich.
Wir trafen den entspannten Zeitgenossen bei einem sogenannten Design-Talk bei einem Küchenhersteller in Österreich.
Darauf angesprochen, ob die Küchen von heute ihn immer noch interessierten? Lissoni: „Bereits vor 25 Jahren, gleich nach der Uni, habe ich meine ersten Entwürfe vorgelegt. Das Echo war großartig“, so Lissoni. Individuell und irgendwie befreiend sollen sie gewesen sein. Soll heißen, dass die Modernität eines Kochraumes ab den 80er Jahren die Antwort auf die „schnelle Küche“ war. Speisen wurden rascher und einfacher zubereitet. In Kombination mit etwas Raffinesse wurde damit der Weg zur Schlichtheit bereitet. Das Opulente hatte ausgedient. Natürlich müssen dabei die Form und die Funktion (der Küche) gut zusammen gehen.
Wir wollten von Lissoni wissen, mit welchem Material er bis dato noch nicht gearbeitet hat. Seine nicht unbedingt ausweichende, aber überraschende, vielleicht sogar philosophische Antwort: „Eigentlich ist Geld ein spannendes Material.“ Es liege in der Verantwortung eines Designers, nicht zu gewaltig, zu teuer, dafür aber umweltbewusst zu produzieren. Und eines erstaunt ihn immer noch: Wie Techniker und Ingenieure Grenzen zwischen seinen Ideen und der Realität auflösen. Denn nur ganz selten müsse ein Produkt eingestampft werden, so Lissoni.
Insgesamt aber muss man kein Phantast oder gar Idiot sein, um Lissoni zu verstehen, sondern lediglich kreativ. Dann findet nicht nur ein Piero Lissoni immer wieder etwas Neues.
Website: www.lissoniassociati.com
